EUDR: Wie ein Kaffeebauer in El Salvador Waldschutz nachweist
FAIRTRADE Deutschland war in El Salvador mit einem Landwirt unterwegs, um zu schauen, wie sich FAIRTRADE-Kaffeekooperativen konkret den Nachweis erbringen, dass ihre Produktion abholzungsfrei ist.


Der riesige Baum ragt in den Himmel, so hoch wie ein Mehrfamilienhaus. Auf 450 Jahre wird sein Alter geschätzt, sagt der Kaffeebauer Antonio Oscar Molina stolz. Lange bevor hier Kaffee angebaut wurde, ja, sogar bevor die Kaffeepflanze ihren Weg nach Lateinamerika gefunden hatte stand schon der Wollbaum. Auch sonst mögen sie hier Bäume, in der Provinz El Congo im mittelamerikanischen El Salvador: Überall wachsen die Kaffeesträucher mitten im Wald. Entwaldung ist kein Thema. Doch Molina und seine Kollegen müssen dies der EU beweisen.
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) wird ab Dezember 2025 die Einfuhr einer Reihe von Produkten verbieten, wenn sie in Zusammenhang mit Abholzung stehen – auch Kaffee. Die Bauern werden dann verpflichtet, mittels Geodaten den Nachweis zu erbringen, dass ihre Produktion keine Entwaldung verursacht hat. Das ist aufwändig und kompliziert, muss aber sein. Denn das Ziel ist, Entwaldung zu stoppen – angesichts der Klimakrise ein Muss.
Deswegen stapft nun Felix Alonso Menjívar durch die Kaffeefarm des 67-jährigen Molina mit einem Mobiltelefon in der Hand. Der Vertriebsmanager der Kaffeekooperative Los Pinos setzt genau an den Farmgrenzen sogenannte Geolokalisierungspunkte mittels eine App mit GPS-System. Wenn er das Anwesen ganz umrundet hat, werden die Punkte zu einem sogenannten Polygon verbunden. Dieser soll der Beweis sein: Das Land ist entwaldungsfrei, der Kaffee von señor Molina darf in die EU rein.
Zum Glück für den Kaffeebauer ist die Kooperative FAIRTRADE-zertifiziert: Durch die Zusammenarbeit mit dem Geolokalisierungsdienstleister Satelligence checkt FAIRTRADE die Daten jeder Farm auf Entwaldung hin – kostenlos. Der Preis einer solchen Dienstleitung liegt ansonsten bei bis zu 40 US-Dollar pro Hektar.
Derweil sieht die Karte auf dem Handy von Felix wie dieses Kinderspiel, bei dem man die Punkte verbinden muss, um ein vollständiges Bild zu erhalten: Weil das Gelände so unübersichtlich ist muss er mit einem sachkundigen Bauer die genauen Grenzen abstecken.
Zurück in der Kooperative werden die Daten in das FAIRTRADE-System hochgeladen. Die Kooperative ist sehr optimistisch, dass sie keinerlei Problemen bekommen werden. Nur der Weg zur Gesetzgebung wird von Kooperativen, Bäuerinnen und Bauern kritisch gesehen. „Warum entscheidet die EU so etwas nicht zusammen mit uns Bauern?“, fragt der 67-jährige Molina. Gute Frage.
