Fairtrade-Wein
Wein wird seit Jahrtausenden und in vielen Regionen hergestellt. Ob zum Essen oder zum Anstossen, Wein ist überall auf der Welt ein besonderes Getränk. Die Arbeitsbedingungen vieler Weinbauern und Weinarbeiter:innen weltweit sind jedoch kein Grund zur Freude.


Die Weinindustrie
Der Anbau von Wein (Trauben) ist ein anspruchsvolles Geschäft: Es basiert auf der saisonalen Arbeit der Traubenernte, aber es erfordert auch spezialisierte Ausrüstung für die Weinherstellung. Fairtrade-Arbeiter:innen und Kleinbäuer:innen konnten früher oft nicht von der Weinproduktion leben, da ihnen das Geld fehlte, um in Verbesserungen zu investieren, die den wechselnden Trends und Geschmäckern in der Branche gerecht wurden.
Einige Herkunftsländer hatten auch mit spezifischen Problemen zu kämpfen. In Südafrika zum Beispiel ist der Weinsektor noch immer von der Rassentrennung der Apartheid geprägt, und schwarze Arbeiter:innen verrichten oft die mühsamsten Arbeiten auf den Weingütern. Im Libanon wichen Kleinbäuerinnen und -bauern, die von der Landwirtschaft nicht leben konnten, teilweise auf illegale Kulturen aus, die dann von der Regierung vernichtet wurden - für einige bedeutete die Umstellung auf die Weinproduktion die Hoffnung auf einen Neuanfang.
Aktuelle Herausforderungen
Der Weinsektor steht vor verschiedenen Herausforderungen, die sich auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft auswirken.
- Ungleiche Machtverhältnisse zwischen Unternehmen und Produzent:innen: Einzelhändler:innen und Markenhersteller:innen üben einen enormen Einfluss auf die Weinindustrie aus. Einige von ihnen verwenden den Preis als einziges Kriterium bei Ausschreibungen, und der Einkauf von Weinen aus gemischten Fässern nimmt zu, was es ihnen noch leichter macht, Lieferanten auszuschliessen und zu ersetzen.
- Auswirkungen auf die Umwelt: Die Ausdehnung der Rebflächen, die durch die weltweit steigende Nachfrage nach Wein vorangetrieben wird, führt zu einer Belastung der Umwelt. Die Ausdehnung der Anbauflächen ohne Rücksicht auf natürliche Ressourcen wie Boden und Wasser führt zu einer Verschlechterung der Umwelt und zu einer starken Belastung der Wasserressourcen. Darüber hinaus haben Wasserknappheit und extreme Wetterereignisse weltweit Auswirkungen auf die Weinbauregionen. Bis 2050 könnten die meisten Flächen in den heutigen grossen Weinbauregionen für den Weinbau ungeeignet sein.
- Arbeitsbedingungen: Wanderarbeiter und Frauen zum Beispiel sind in den Weinbergen weit verbreitet, sind aber mit strukturellen Ungleichheiten in Bezug auf ihre Rechte, Behandlung, Bezahlung, Aufstiegschancen und Mitspracherechte konfrontiert.
«Wir sind seit kurzem Fairtrade-zertifiziert. Für uns ist Fairtrade die Alternative, die wir brauchen, um unsere Beteiligung zu stärken, damit wir alle [gemeinsam] vorankommen können.»
Saray Morales, Mitglied der Weinbau-Kooperative Vid Seca in Chile.


Wie Fairtrade einen Unterschied macht
- Angemessene Existenzgrundlage: Durch den Fairtrade-Mindestpreis und die Fairtrade-Standards wird die Verhandlungsposition der Produzent:innen gestärkt. Die Standards für Händler:innen verbieten unfaire Vertragsvereinbarungen, und der Mindestpreis schützt Produzent:innen vor einem Preisverfall unter die durchschnittlichen Produktionskosten. Darüber hinaus kann die Fairtrade-Prämie, eine zusätzliche Zahlung auf Fairtrade-Verkäufe für gemeinschaftliche Zwecke, den Druck steigender Lebenshaltungskosten abmildern oder Arbeitnehmer:innen durch gemeinschaftliche Investitionen unterstützen.
- Widerstandsfähigkeit gegen das Klima: Fairtrade hilft den Winzer:innen bei der Anpassung ihrer Anbaumethoden an die Auswirkungen des Klimawandels. Die Standards ermutigen sie auch, klimafreundliche Praktiken anzuwenden. So pflanzen und kultivieren die Bosman Family Vineyards in Südafrika eine Baumart, die besonders effizient Kohlenstoff bindet.
- Geschlechtergerechtigkeit: Wer sich für Fairtrade engagiert, bekennt sich zu den Prinzipien der Nichtdiskriminierung und Geschlechtergerechtigkeit. Wir unterstützen die Produzentenorganisationen mit speziellen Schulungen und Programmen, um das Bewusstsein zu schärfen und benachteiligte Erzeuger:innen und Arbeitskräfte zu stärken.