Blumen zum Valentinstag? Ja, aber fair
Unangefochtene Nummer eins unter den Blumen, die am Valentinstag verkauft werden, ist die Rose. Fairtrade hat sich auf den Weg gemacht, die Herausforderungen des Blumensektors anzupacken und Lebens- & Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern.
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Für den Blumenhandel gehört der Valentinstag am 14. Februar zu wichtigsten Verkaufstagen. Unangefochtene Nummer eins unter den Blumen, die am Tag der Liebenden verkauft werden, bleibt die Rose. Und diese kommt überwiegend aus Ländern Ostafrikas wie Kenia oder Äthiopien oder auch aus lateinamerikanischen Ländern wie Ecuador oder Kolumbien. Die klimatischen Anbaubedingungen sind optimal, die rechtlichen Arbeitsbedingungen lassen jedoch zu wünschen übrig.
Fairtrade hat sich auf den Weg gemacht, die Herausforderungen des Blumensektors anzupacken. Vor 20 Jahren kamen die ersten Fairtrade-zertifizierten Rosen in den deutschen Handel. Welche Bilanz ziehen wir im Jubiläumsjahr?
Echter Mehrwert für die Beschäftigten vor Ort
Studien bestätigen, dass Fairtrade zu besseren Arbeitsbedingungen beiträgt. Fairtrade spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung von Arbeitnehmerrechten und Gleichberechtigung. Das betrifft beispielsweise Aspekte wie feste Arbeitsverträge und Arbeitssicherheit, Mutterschutz oder Gewerkschaftsfreiheit.
Die Fairtrade-Prämie leistet einen wichtigen Beitrag vor Ort. Dieser finanzieller Aufschlag durch die Verkäufe der Farmen unter Fairtrade-Bedingungen kommt direkt den Beschäftigten zugute. Sie entscheiden selbständig und demokratisch, wie die Gelder eingesetzt werden. Die Investitionen reichen von Fortbildungen über die Ausstattung von Kinderkrippen, Vergabe von Stipendien bis hin zu Cash-Auszahlungen zur Aufbesserung des Lohns. Die Fairtrade-Prämie bringt konkrete Vorteile für Blumenarbeiter*innen – zeigen Ergebnisse einer neuer Studie aus dem Jahr 2024.
Inzwischen gibt es 75 Blumenfarmen in sechs Ländern Afrikas und Lateinamerikas mit rund 75.000 Beschäftigten, die sich für eine Fairtrade-Zertifizierung entschieden haben.
Wirtschaftlich erfolgreich
Auf dem deutschen Markt gibt es kein Fairtrade-Produkt, das gemessen an Marktanteilen erfolgreicher ist. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben etliche Supermärkte den klassischen 10er Rosenbund auf Fairtrade umgestellt und auch der Fachhandel und Florist*innen erweitern ihr Sortiment um faire Blumen und Mischsträuße. Mit großem Erfolg: 2024 trug rund jede dritte Rose in Deutschland das Fairtrade-Siegel.
Seit Einführung fairer Rosen in Deutschland 2005 wurden über Verkäufe hierzulande gut 73,5 Mio. Euro Fairtrade-Prämiengelder generiert.
Bessere Klimabilanz
Fairtrade-Blumen wachsen in Klimazonen, in denen Gewächshäuser nicht künstlich beheizt werden müssen. Deshalb haben Fairtrade-Blumen im Durchschnitt einen geringeren CO2-Fußabdruck als Blumen, die in Europa unter künstlicher Wärme und künstlichem Licht gezüchtet werden, selbst wenn man den Transport mit einbezieht. Hauptfaktor für den hohen Energiebedarf der Gewächshäuser in Europa sind die Gasbeheizung und Belichtung.
Herausforderungen bleiben groß: Löhne und Umwelt
Trotz dieser Erfolgsgeschichte, bleiben die Herausforderungen groß: Die Löhne im Blumensektor sind viel zu niedrig. Dass die Fairtrade-Prämie von Beschäftigten unter anderem dafür genutzt wird, finanzielle Unterstützung zu leisten, hat für uns daher einen bitteren Beigeschmack. Auch wenn die Fairtrade-Standards Mindestlöhne und eine regelmäßige Lohnanpassung über der Inflation vorschreiben und Tarifverhandlungen unterstützen, ist das Lohnniveau nicht zufriedenstellend. Wir treiben die Debatten über höhere Löhne voran, die ein gutes Leben und Rücklagen für Notfälle beinhalten, doch da nicht der gesamte Sektor mitzieht, ist das ein sehr schwieriges Unterfangen – Fairtrade-Rosenfarmen würden in diesem hart umkämpften Markt schlicht ausgepreist werden.
Auch der Einsatz von Pestiziden führt zu Kritik. Die Anforderungen der Branche und die Erwartungen der Verbraucher*innen sind extrem hoch. Blumen müssen perfekt aussehen, um verkäuflich zu sein. Etwaige Mängel werden nicht akzeptiert, solche Blumen kommen gar nicht erst in den Handel. Zudem erschwert die Klimakrise die Situation, weil sie zur stärkeren Vermehrung von Schädlingen und Pilzkrankheiten führt. Gleichzeitig verschärft die EU ihre Null-Toleranz Politik gegenüber Importen von Zierpflanzen mit gewissen Schädlingen. Ein Anbau ohne Pflanzenschutzmittel ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Dass die EU den Export von in der EU hergestellten hochgiftigen Pestiziden weiterhin erlaubt, ist gleichzeitig ein Treiber des Problems.
Wichtige Schritte im sicheren Umgang mit Chemikalien
Um die Gesundheits- und Umweltrisiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, enthalten die Fairtrade-Standards eine umfassende Liste verbotener Wirkstoffe (Hazardous Materials List, HML). Sie umfasst aktuell 220 Wirkstoffe. Darüber hinaus besteht die Anforderung, alternative Maßnahmen – bspw. Nützlinge oder mechanische Unkrautbearbeitung – im Anbau umzusetzen. Im Mittelpunkt steht für Fairtrade der Schutz der die Arbeiter*innen, dazu gehören unter anderem Umgang nur durch speziell geschultes Personal, verpflichtende Schutzkleidung, sichere Lagerung, strenge Sperrzeiten, medizinische Untersuchung und Aufklärung.
Fairtrade erkennt an, dass es keine schnellen Lösungen für die Probleme in der Schnittblumenindustrie gibt, aber ein Boykott von Blumen ist keine Lösung für die Situation der Beschäftigten. Er würde nur die Arbeitslosigkeit in Ländern erhöhen, in denen es kaum Arbeitsplätze gibt und Armut weit verbreitet ist. Fairtrade hat in den letzten 20 Jahren die Schnittblumenbranche nachhaltig verändert, mit positiven Auswirkungen für die zigtausend Beschäftigten. Wir sind noch nicht am Ziel, aber haben noch viel vor. Deshalb: Wenn Blumen zum Valentinstag, dann fair!