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Fairtrade setzt sich ein für eine faire Handelspolitik

Um den Welthandel wirklich zu verändern, müssen Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Beschäftigte weltweit im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen stehen. Fairtrade verschafft ihnen durch gezielte Lobbyarbeit Gehör und beeinflusst die öffentliche Politik in ihrem Sinne.

Dieter Overath, ehemaliger Vorstand von Fairtrade Deutschland, auf der International Fairtrade Conference. Foto: (c) Torsten Silz
Dieter Overath, ehemaliger Vorstand von Fairtrade Deutschland, auf der International Fairtrade Conference. Foto: (c) Torsten Silz

Lobbyarbeit für Produzent*innen und Beschäftigte

Fairtrade spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau fairer Lieferketten. Aber eine Zertifizierung allein kann das Machtungleichgewicht des heutigen Marktsystems nicht beseitigen. Deshalb drängt Fairtrade auf einen langfristigen politischen Wandel, hin zu

  • gerechteren und nachhaltigeren Handelspraktiken
  • Produktionssystemen, die sich durch agrarökologische Methoden,
  • nachhaltige Lebensgrundlagen,
  • faire Preise,
  • verantwortungsvolle Geschäftspraktiken und
  • Klimaresilienz auszeichnen.

Kleinbäuerliche Produzent*innen und lohnabhängig Beschäftigte wissen am besten, welchen Herausforderungen sie gegenüberstehen und wie sie diese angehen können. Deshalb richtet sich die Fairtrade-Lobbyarbeit eng an ihren Ansichten und Bedürfnissen aus. Jedes der drei Fairtrade-Produzentennetzwerke verfügt über regionale Strategiepläne zur Lobbyarbeit und zielt darauf ab, die einschlägige nationale Gesetzgebung zu beeinflussen. Vertreter*innen der Fairtrade-Produzentenorganisationen verschaffen sich regelmäßig bei wichtigen politischen Veranstaltungen Gehör, und junge Fairtrade-Produzent*innen erhalten Schulungen, um ihre Fähigkeiten als Führungskräfte und Interessenvertreter*innen auszubauen.

Auch bei der politischen Arbeit gilt: Gemeinsam sind wir stärker. Darum arbeitet Fairtrade auch im Bereich Lobbying mit anderen Organisationen zusammen. Fairtrade ist unter anderem Mitglied des Klimabündnisses und der Farmers' Constituency UNFCCC. Gemeinsam mit anderen freiwilligen Nachhaltigkeitssystemen betreibt Fairtrade weltweit Lobbyarbeit und ist Mitglied von ISEAL. Der Großteil unserer politischen Arbeit auf EU-Ebene wird in Zusammenarbeit mit dem Fair Trade Advocacy Office (FTAO) in Brüssel durchgeführt.

Konkret bedeutet das:

  • Fairtrade überwacht und beeinflusst politische und gesetzgeberische Prozesse in der EU und weltweit,

  • arbeitet mit UN-Organisationen zusammen und nimmt an relevanten globalen Veranstaltungen teil,

  • steht in Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern, 

  • bildet Allianzen mit Organisationen der Zivilgesellschaft sowie anderen Partnern und beteiligt sich an Multi-Stakeholder-Initiativen.
  • 26.000
    26.000 Lobbyist*innen arbeiten daran, die EU-Politik in Brüssel zu beeinflussen, wobei der Großteil von ihnen Unternehmensinteressen vertreten.
  • <2%
    der weltweiten Klimafinanzierungsmittel gehen an kleinbäuerliche Betriebe.
Lobby-Arbeit

Fairtrade-Fakten

Es gibt doppelt so viele registrierte kommerzielle Lobbyorganisationen als solche, die sich für die Interessen der Zivilgesellschaft einsetzen. Hier findest du Wissenswertes zu diesem Thema.

Was wir wollen: Die politischen Ziele von Fairtrade

  • Inklusive, partizipative und soziale Richtlinien, die Kleinbauernfamilien und Beschäftigten in Afrika, Lateinamerika und Asien zugutekommen: Fairtrade strebt eine stärkere politische Beteiligung der Produzent*innen an, damit sie einen gerechten finanziellen Anteil am Welthandel erhalten, ihre Lebensbedingungen verbessern und auf einen fairen und nachhaltigen Anbau  umstellen können.

  • Politische Reformen zum Schutz der Menschen- und Umweltrechte in globalen Lieferketten: Fairtrade fordert strenge Gesetze und Richtlinien zur Sorgfaltspflicht in den Bereichen Menschenrechte und Umwelt [Link zu HREDD] – auf nationaler, europäischer und globaler Ebene – die die Rechte von Kleinbäuer*innen und Beschäftigten schützen. Dies muss von Maßnahmen begleitet werden, die die Produzent*innen bei der Einhaltung der Vorschriften unterstützen.

  • Beendigung unfairer Handelspraktiken: Fairtrade setzt sich für verantwortungsvolle und umweltfreundliche Geschäftspraktiken ein – durch Gesetze und Richtlinien sowie durch Verpflichtungen von Unternehmen.

  • Faire Preise, die die Kosten einer nachhaltigen Produktion decken und existenzsichernde Einkommen und Löhne ermöglichen: Fairtrade arbeitet mit Expert*innen, politischen Entscheidungsträger*innen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Bauernorganisationen daran, Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern.

  • Einfacherer Zugang zu Finanzmitteln: Fairtrade fordert von Geldgebern, Unternehmen und Politik, dass die Klimafinanzierung in Form von Zuschüssen und nicht in Form von Darlehen erfolgt und sich auf die Klimaanpassung statt auf die Eindämmung des Klimawandels konzentriert. Außerdem müssen kleinbäuerlichen Betrieben mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die Einhaltung der HREDD- und Entwaldungsgesetze sowie ihren Übergang zur agrarökologischer Landwirtschaft zu unterstützen.

  • Ein förderliches Umfeld für den fairen Handel: Fairtrade fordert, dass Unternehmen, die in nachhaltige, transparente und rückverfolgbare Lieferketten investieren, belohnt werden und leichteren Zugang zu Märkten erhalten – über das öffentliche Beschaffungswesen, das Wettbewerbsrecht oder die Besteuerung.

„Oft werden auf hoher Ebene politische Entscheidungen getroffen, die nie bei den Landwirt*innen ankommen, nie in die Praxis umgesetzt werden. Der beste Weg, den Klimawandel und andere Herausforderungen zu bekämpfen, ist die direkte Einbeziehung der kleinbäuerlichen Betriebe."

Peter Koech, Kapkiyai Cooperative, Kenya

Fairtrade setzt sich dafür ein, dass Bauern, Bäuerinnen und Arbeiter*innen  politischen Entscheidungen mitgestalten, die sich auf ihre Rechte, ihre Geschäfte und ihren Lebensunterhalt auswirken. Wir rufen politische Entscheidungsträger*innen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Bürger*innen auf, sich uns anzuschließen, um sicherzustellen, dass ihre Herausforderungen angegangen werden. Gemeinsam können wir fairen Handel Wirklichkeit werden lassen! 

Fairtrade fordert einen Global Green Deal

Um für alle fair zu sein, muss der europäische „Green Deal“ global gedacht werden und die Wechselwirkung der Verbrauchernachfrage in der EU und der Produktion außerhalb der EU miteinbeziehen. Die derzeitigen politischen Initiativen im Rahmen des Europäischen Green Deal sind für kleinbäuerliche Betriebe schwer umzusetzen und bergen die Gefahr, dass sie in den Erzeugerländern außerhalb der EU umwelt- und sozialschädliche Auswirkungen haben, anstatt Ungleichheit und Armut zu bekämpfen. Fairtrade ist der festen Überzeugung, dass Umweltpolitik nur dann funktionieren kann, wenn sie sich an der Realität der Landwirt*innen, Beschäftigten, kleinen und mittleren Unternehmen und Verbraucher*innen orientiert.

Fairtrade fordert die EU auf, den Europäischen Green Deal in einen Globalen Green Deal umzuwandeln, indem sie:

 

  • die langfristige Finanzierung für kleinbäuerliche Betriebe fördert.

  • einen gerechten Übergang verfolgt, der es den Kleinbäuerinnen und -bauern ermöglicht, auf die Einhaltung der Vorschriften hinzuarbeiten.

  • die EU-Handelspolitik mit Blick auf kleinbäuerliche Betriebe neu ausrichtet.

  • den fairen Handel in die Handelspolitik einbezieht.

  • das Wirtschaftsmodell der EU umgestaltet.