Waldschutz in Fairtrade-Lieferketten
Mit starken Standards und konkreter Unterstützung für die Erfüllung der EU-Entwaldungsverordnung bringt Fairtrade den Waldschutz in Lieferketten voran.
EUDR: Das steht in der neuen EU-Verordnung gegen Entwaldung
Die EU-Entwaldungsverordnung ist im Juni 2023 in Kraft getreten und verbietet den Handel mit Rohstoffen, die Entwaldung und Waldschädigung verursachen. Das betrifft die Rohstoffe Rind, Soja, Palmöl, Holz, Kaffee, Kakao und Naturkautschuk sowie daraus weiterverarbeitete Produkte wie Leder, Schokolade, Reifen, Papier oder Möbel. Die Erstanwendung der Verordnung wurde um 12 Monate verschoben – für mittelgroße und große Unternehmen sowie Händler auf den 30.12.2025, und für Kleinst- und Kleinunternehmen auf den 30.6.2026.
Die EU schließt mit der Verordnung nicht nur den Import und Export von Produkten aus, die mit illegaler Entwaldung in Verbindung gebracht werden, sondern mit Entwaldung generell, selbst wenn diese im Produktionsland legal wäre. Außerdem fordet das neue Gesetz, dass die Ware in Einklang mit den einschlägigen Rechtsvorschriften des Produktionslandes hergestellt wird – darunter Umwelt-, Menschen- und Arbeitsrechte. Mögliche Landrechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften auf den Produktionsflächen müssen ermittelt und ihre Einverständnis gegebenenfalls mittels freier, vorheriger und informierter Zustimmung geklärt vorliegen.
Entwaldung verhindern durch Fairtrade-Standards
Mit grundlegenden Aktualisierungen des Kaffee- und Kakao-Standards setzt Fairtrade neue Maßstäbe für den Walderhalt in den Anbauregionen. Die neuen Standards entsprechen der Entwaldungsverordnung der EU – und gehen in einigen Bereichen sogar darüber hinaus.
Walderhalt im Kakaoanbau
Der Fairtrade-Kakaostandard erfüllt die Anforderungen der EU-Verordnung zur Entwaldung. Er schreibt unter anderem vor, dass Farmen mit einer Größe von mehr als vier Hektar oder in Hochrisikogebieten Polygonkarten verwenden müssen, während kleinere Farmen und Farmen in Gebieten mit geringem Risiko auf einzelne Geolokalisationspunkte zurückgreifen können. Wichtig ist auch, dass Fairtrade von den Händlern verlangt, dass diese die Produzentenorganisationen, von denen sie einkaufen, bei ihren Bemühungen, die Entwaldung zu überwachen und zu verhindern, materiell oder finanziell unterstützen.
Waldflächen schützen in Kaffeeanbauregionen
Auch der Fairtrade-Kaffeestandard erfüllt die Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung und legt den Stichtag für Entwaldung auf den 1. Januar 2014 fest. Das bedeutet, dass kein Fairtrade-Kaffee von Flächen stammen darf, die nach diesem Zeitpunkt abgeholzt wurden. Damit geht das Fairtrade-Regelwerk weiter als die EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR): Hier ist der Stichtag für Abholzung der 31. Dezember 2020.
Außerdem müssen alle Farmen über aufgezeichnete Geopunkte ihrer Anbauflächen verfügen. Sind sie größer als vier Hektar, müssen detailliertere Polygonkarten vorliegen. Zusätzlich zu den EU-Anforderungen verlangt der Fairtrade-Standard einen Überwachungs- und Managementplan für die biologische Vielfalt.
Partnerschaft: Mit Geo-Daten für den Schutz von Wäldern
Wer die Daten hat, hat die Schlüssel zum Markt. Die Fairtrade Produzentennetzwerke unterstützen Kooperativen dabei, Geodaten ihrer Mitglieder zu erfassen und aufzubereiten. Eine Partnerschaft mit dem Geo-Informationsunternehmen Satelligence erleichtert Fairtrade-Kooperativen, die Daten ihrer Mitglieder zu verwalten. Damit können sie das Entwaldungsrisiko ermitteln und erste Maßnahmen für den Schutz wertvoller Waldflächen ergreifen. Des Weiteren sind diese Daten essentiell, um die Vorgaben der EU-Entwaldungsverordnung zu erfüllen.
Datenqualität für den Walderhalt
Die Produzentenorganisationen stellen die Geolokalisierungsdaten für die Parzellen ihrer Mitglieder zur Verfügung. Die Plattform von Satelligence wiederum stellt die Qualität der Geolokalisierungsdaten sicher. Darüber hinaus erkennt das System alle Abholzungsaktivitäten auf den Feldern der Mitglieder und stellt fest, ob sich die Farmen in Schutzgebieten befinden oder nicht. Das System zeigt auch Abholzungen in der Nähe des Betriebs an – eine wichtige Information, die zur Risikobewertung der Kooperativen beiträgt. Schließlich erstellt das System Berichte, welche die Kooperativen selbst nutzen sowie ihren Kunden oder potenziellen Kunden zur Verfügung stellen können.
Die Verantwortung entlang der Lieferkette verteilen
Die neue EU-Gesetzgebung stellt gerade die Menschen zu Beginn der Lieferkette vor neue Herausforderungen. Zur Realität gehört aktuell auch, dass die Kooperativen bei der Umsetzung der Regularien oft auf Handelspartner angewiesen sind. Diese haben häufig eigene Überwachungssysteme, teilen die Geodaten jedoch nicht mit den Kooperativen. Die Partnerschaft mit Satelligence sorgt für mehr Augenhöhe in den Handelsbeziehungen.
Zusätzlich legen die Fairtrade-Standards für Kaffee und Kakao fest, dass Händler die Produzentenorganisationen, von denen sie einkaufen, bei ihren Bemühungen, die Entwaldung zu überwachen und zu verhindern, materiell oder finanziell unterstützen.
Studie belegt: Fairtrade trägt zum Erhalt von Waldflächen bei
Fairtrade-Produzent*innen haben im Vergleich zu nicht-zertifizierten Betrieben bessere Voraussetzungen, Waldflächen in ihrer Anbauregion zu schützen. Das ist das wichtigste Ergebnis einer qualitativen und quantitativen Studie, für die zertifizierte und nicht-zertifizierte Kooperativen in Kolumbien, Honduras und Côte d’Ivoire untersucht wurden. Die in der Studie untersuchten Fairtrade-zertifizierten Kooperativen tragen nicht zur Entwaldung bei, wobei Instrumente des Fairtrade-Systems dafür entscheidend sind. Mindestpreise, Fairtrade-Prämie und gutes Management der Kooperativen ermöglichen Waldschutz, Biodiversitätserhalt und Anpassungen an den Klimawandel.