Studie: Fairtrade-Prämie bringt konkrete Vorteile für Blumenarbeiter*innen
Eine neue Studie beleuchtet die erheblichen wirtschaftlichen Vorteile, die Blumenarbeiter*innen in Kenia durch die Fairtrade-Prämie erhalten.
- Fairtrade stabilisiert die Lebensgrundlagen kenianischer Blumenarbeiter*innen durch die Fairtrade-Prämie erheblich.
- Die befragten kenianischen Fairtrade-Blumenarbeiter*innen erhielten durchschnittlich 107 Euro pro Jahr an zusätzlichen wirtschaftlichen Vorteilen, die auf Fairtrade-Prämienzahlungen zurückzuführen sind.
- Angesichts der Studienergebnisse appelliert Fairtrade an Unternehmen, deutlich größere Mengen an Blumen zu Fairtrade-Bedingungen zu beziehen. Dies würde sich positiv auf die Lebensgrundlagen der Blumenarbeiter*innen, ihrer Familien und ihrer Gemeinschaften auswirken.
Eine von Fairtrade in Auftrag gegebene und von Impactloop durchgeführte Studie zeigt die wirtschaftlichen Vorteile auf, die Blumenarbeiter*innen in Kenia durch die Fairtrade-Prämie erhalten. Besonders bei Bildung, Gesundheit und Wohnraum macht die Prämie einen großen Unterschied. Die Fairtrade-Prämie ist ein zusätzlicher Geldbetrag, den die Arbeiter*innen frei nutzen können, um ihre Lebensbedingungen positiv zu verändern – sei es durch den Schulbesuch ihrer Kinder, den Zugang zu medizinischer Versorgung oder bessere Wohnmöglichkeiten.
Frauen profitieren besonders von der Fairtrade-Prämie
Der Bericht zeigt, dass Blumenarbeiter*innen in Kenia durch die Fairtrade-Prämie jährlich wirtschaftliche Vorteile im Wert von etwa 107 Euro erhalten. Dazu gehören Bildungshilfen, Wohnungsunterstützung, Gesundheitsversorgung und andere Sachleistungen. Diese Vorteile sind eine erhebliche wirtschaftliche Unterstützung, insbesondere für Frauen. Da das durchschnittliche Gehalt der Blumenarbeiter*innen bei etwa 895 Euro pro Jahr liegt, unterstützt die Prämie diejenigen, die unterhalb der Lebenslohn-Grenze von 2.808 Euro verdienen.
Kredite oft unverzichtbar für den Lebensunterhalt
Die Studie zeigt, dass Fairtrade-Prämienzahlungen den Druck auf die Löhne der Arbeiter*innen mindern können. Fairtrade-Blumenarbeiter*innen haben durch die Fairtrade-Prämie auch Zugang zu Krediten. Obwohl diese oft nicht in den Rahmen des Existenzminimums fallen, sind sie entscheidend, um wichtige Dinge wie Bildung, Wohnraum oder Haushaltsgegenstände finanzieren zu können. Besonders in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten sind diese Kredite für viele zu einer unverzichtbaren Unterstützung geworden. Wird dieser Kreditwert in die Analyse einbezogen, steigt der Gesamtnutzen durch die Fairtrade-Prämie auf 464 Euro pro Person und Jahr.
Mahsa Yeganeh, Senior Sustainable Sourcing Manager für Blumen bei der Fairtrade Foundation, erklärte:
„Es besteht weiterhin ein dringender Bedarf, existenzsichernde Löhne im Blumensektor zu erreichen. Wenn Blumen zu Fairtrade-Bedingungen bezogen werden, erhalten Blumenarbeiter*innen dringend benötigte finanzielle Unterstützung. Diese Studie zeigt, dass die Fairtrade-Prämie auch als Puffer gegen einige der Härten in der Blumenindustrie dienen kann.“
Durch den Einkauf von Blumen zu Fairtrade-Bedingungen erreichen Einzelhändler und Blumenhändler nicht nur mehr Blumenarbeiter*innen mit wirtschaftlichen und sozialen Vorteilen, sondern ermöglichen den Arbeiter*innen auch, einen größeren Teil ihres Lohns für andere wichtige Ausgaben zu verwenden. Der Fairtrade-Verkauf bringt zudem eine Vielzahl weiterer Vorteile, darunter Mindestlöhne, Zugang zu Krediten und Schulungsangebote.
Ganzheitliche Unterstützung für Arbeiter*innen
Die Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit, Arbeiter*innen ganzheitlicher zu unterstützen, indem wesentliche Sach- und kreditbasierte Leistungen durch die Fairtrade-Prämie mit direkten Lohnverbesserungen kombiniert werden.
Besonders im Bildungsbereich sind die Auswirkungen deutlich: 43 % der Arbeiter*innen erhielten Zuschüsse oder Bildungskredite. Diese Unterstützung ermöglicht es den Kindern der Arbeiter*innen, weiterführende Schulen und Universitäten zu besuchen. Zuschüsse werden dabei besonders für Waisen und gefährdete Kinder priorisiert.
Die Fairtrade-Prämie bringt viele Vorteile für Blumenarbeiter*innen und ihre Familien, erklärt Agnes Chebii, eine kenianische Blumenarbeiterin, in einem Interview mit Fairtrade:
„Ohne Edu-Credit wüsste ich nicht, was aus der Zukunft meiner Kinder geworden wäre. Ich hätte Schwierigkeiten gehabt, sie großzuziehen, und vielleicht hätten sie nur die Grundschule abschließen können.“
Dank der Edu-Credit-Kredite – einem zinsfreien Kreditprogramm für Schulgebühren, das aus der Fairtrade-Prämie finanziert wird – konnte Agnes ihre Kinder auf hochwertige Schulen schicken, wo sie von der Grundschule bis zur höheren Bildung erfolgreich lernen konnten.
Die Studie zeigt auch, dass 10 % der Arbeiter*innen Zugang zu Grundstückskrediten hatten und 35 % von Krediten für Haushaltsgegenstände wie energiesparende Kochmöglichkeiten.
Verbesserungspotenzial bei finanzieller Bildung und Mitbestimmung
Die Studie weist auch darauf hin, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Sie empfiehlt eine kontinuierliche finanzielle Bildung, um den Arbeiter*innen zu helfen, ihre Kredite besser zu verwalten und die Vorteile der Fairtrade-Prämie voll auszuschöpfen. Außerdem zeigte die Studie, dass Arbeiterinnen gerne noch mehr in die Entscheidung einbezogen werden, wofür die Fairtrade-Prämie verwendetwird. Schulungen und mehr Unabhängigkeit für die Fairtrade Prämien-Komitees wurden als wichtige Entwicklungsfelder identifiziert.
Die Studie schlägt vor, dass neben der kontinuierlichen finanziellen Bildung auch die Unterstützung von Gewerkschaften und Arbeiterkomitees fortgesetzt werden sollte, um die Vertretung der Arbeiterinnen in Entscheidungsprozessen zu verbessern. Dies könnte laut der Studie zu einer höheren Zufriedenheit und Produktivität der Arbeiterinnen führen, zusammen mit weiteren Verbesserungen bei Löhnen und Arbeitsbedingungen.
Fakten:
- Durchschnittlich erhalten Blumenarbeiter*innen in Kenia jährlich etwa 107 Euro zusätzlich durch die Fairtrade-Prämie.
- Unter Einbeziehung von Krediten steigen die zusätzlichen Leistungen auf 464 Euro pro Jahr.
- Die Premium-Zahlungen bieten eine erhebliche zusätzliche Unterstützung für kenianische Blumenarbeiter*innen, die ein durchschnittliches Jahresgehalt von 895 EUR erhalten, besonders im Vergleich zum existenzsichernden Mindestlohn, der bei 2.808 EUR liegt.
- 43 % der Arbeiter*innen nutzten Bildungsleistungen im Wert von durchschnittlich 54,50 Euro pro Person.
- 10 % der Arbeiter*innen erhielten Grundstückskredite, 35 % Kredite für Haushaltsgegenstände.
Die von Impactloop durchgeführte Studie basiert auf Daten von 76 Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen in Kenia über die Verwendung der Prämienzahlungen sowie eine vertiefende Untersuchung zur Nutzung der Fairtrade-Prämie und Kredite auf drei kenianischen Blumenfarmen.